Der Bürgermeisterbrief – Juli 2025
Flagge zeigen – für eine starke Demokratie!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
seit dem 16. Juni gehört die Europa-Fahne zur Dauerbeflaggung am Rathausplatz. Das vereinte Europa hat uns Deutschen 80 Jahre Frieden und Freiheit ermöglicht. Deshalb ist es an der Zeit, hier auch öffentlich das Bekenntnis zu Europa sichtbar in unserer Gemeinde zu zeigen.
Europa ist das Bekenntnis und das Fundament unserer demokratischen Grundordnung, gerade in Zeiten, in denen politische Kräfte das vereinte Europa immer mehr infrage stellen, bedarf es sichtbarer Zeichen und klarer Stellungnahmen.
Wir wissen alle um die Defizite der Europäische Union (EU): eine Bürokratie, die die EU schwerfällig und in Teilen ineffizient wirken lässt. Aber kein politisches System dieser Welt ist ohne Fehler, kein Staatenverbund kommt ohne Zugeständnisse und Kompromisse aus.
Von der EU profitiert
Gerade wir hier in Deutschland haben aber wirtschaftlich in den letzten Jahrzehnten enorm von den Vorteilen der EU profitiert, wie vom Zugang zum größten Binnenmarkt der Welt. Dass jedes Mitgliedsland für sich und seine Bevölkerung, seinen Wirtschaftsraum und seine Landwirtschaft versucht, das Beste herauszuholen, das ist legitim. Umso mehr kommt es auf die Einstellung und Stärke der eigenen Regierung an, hier an vorderster Stelle aktiv mitzuwirken.
Europa ist ein vielfältiger Kontinent mit beeindruckender Geschichte, Kultur, starken sozialen Grundsätzen und sehr breitem Bildungsniveau. Die Bedeutung der EU erlangte durch den Ukraine-Krieg und die Handelskonflikte mit den USA und China einen noch höheren Stellenwert.
Freiheit und Wohlstand sichern
In einer Welt voller Machtblöcke ist eine demokratisch verankerte EU die beste Konstellation, um wirtschaftlich und sicherheitspolitisch Russland, USA und China auf Augenhöhe zu begegnen. Nur im gemeinsamen Tun können wir den Frieden, unsere Freiheit und unseren Wohlstand auch für weitere Generationen sichern.
Einmischen und Mitmachen
Flagge zeigen, sich politisch eine Meinung bilden, aber auch selbst aktiv werden ist einer der Grundpfeiler unserer Demokratie. In zehn Monaten finden in Bayern wieder Kommunalwahlen statt, die Vorbereitungen laufen bei allen Gruppierungen und Parteien. Das Interesse an politischer Arbeit sollte wieder zunehmen, aber auch die Anerkennung für alle, die bereit sind, ehrenamtlich für ihren Ort, für ihren Landkreis einzutreten.
In den letzten Jahren und mit dem verstärkten Einsatz der sozialen Medien hat die Begleitung der politischen Arbeit, in kommunalen Gremien, aber auch in übergeordneten Parlamenten sowie gegenüber deren Vertretern durch eine wachsende Anzahl an Wortführern stark an Aggressivität, Halbwissen und Egoismus zugenommen. Dieser nachweislichen Wahrnehmung möchte ich aber entgegensetzen, dass die Anzahl an zufriedenen, sachlich analysierenden und argumentierenden Bürgerinnen und Bürgern die herausragende Mehrheit ist, die das Allgemeinwohl schätzt.
Wahrgenommen werden trotzdem von uns allen und besonders von den Medien die lauten Stimmen. Demokratie lebt von Einmischung und Mitmachen. Demokratie bedeutet aber auch, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, ein generationen- und themenübergreifendes Denken und Handeln zu fokussieren.
Ich vergleiche politische Arbeit immer gerne mit dem Fußballspielen: Auf der Tribüne sind die Einblicke nicht so ausgeprägt wie auf der Trainerbank oder auf dem Spielfeld. Vorschnelle Analysen haben mit der Wirklichkeit, mit der sich die Spieler und Trainer auseinandersetzen müssen, oft nur wenig zu tun. Deshalb würde ich mich freuen, wenn möglichst viele politische Zuschauerinnen und Zuschauer sich aktiv den kommunalen Herausforderungen stellen.
Erhalt der Lebensgrundlage
Am Ende sitzen alle Gruppierungen und Parteien an einem Beratungstisch und damit in einem Boot, welches nur einen Kurs kennen sollte – den Erhalt des bestehenden Wohlstands und der Lebensgrundlagen aller.
Priorisierungen wie Energiewende, Wohnraum, Gewerbe, sozialer Ausgleich, Schulen, Kinderbetreuung, Feuerwehr, Verkehr und viele weitere Themen fließen dabei in einen breiten Abwägungsprozess des Machbaren. Bei vielen Entscheidungen spielt oft die Finanzierbarkeit die Rolle des Spielverderbers. Die Diskussion, ob vorhandenes Geld richtig eingesetzt wird, endet spätestens dann, wenn die gesamten kommunalen Ausgaben höher als die Einnahmen sind, und nur noch Pflichtaufgaben erledigt werden können.
Hohes Engagement im Gemeinderat
Ich habe größten Respekt vor den ehrenamtlichen Gemeinde- und Kreisrätinnen und -räten und deren Einsatz und Engagement. Mit Blick auf unser Gemeinderatsgremium kann ich sagen, dass hier besonders in den Zeiten der Krisen ab dem Jahr 2020 hervorragend zusammengearbeitet wurde. Was nicht bedeutet, dass man immer einer Meinung ist. Wichtig ist der sachliche und konstruktive Prozess mit gemeinsamem Zug zum Ziel und der Blick auf das Wohl aller.
Zeigen Sie Flagge
In diesem Sinne nehmen Sie bitte mehr an der Entwicklung Ihres Lebensumfelds teil, als interessierte und gut informierte Bürgerinnen und Bürger, oder werden Sie aktiv und zeigen Flagge.
In jedem Fall wünsche ich Ihnen einen erholsamen Sommer, schöne Urlaubstage, und, wenn Sie verreisen, eine gesunde, gute Heimkehr in unsere Gemeinde.
Mit den besten Grüßen aus dem Rathaus
Hans Seidl, 1. Bürgermeister
Kontakt:
E-Mail: vorzimmer@maisach.de