Der Bürgermeisterbrief – Oktober 2025

Sicherheitslage verändert regionale Entwicklungspotenziale


Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

als am 24. Februar 2022 der Ukraine-Krieg begann, konnte sich niemand vorstellen, welche enormen Veränderungen das nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa, Deutschland und auch unsere Gemeinde bringen würde.

Die Veröffentlichung des Bundes über das "Fursty-Militärgelände" zeigt nun auf, dass der gesamte Bereich des Geländes wieder einer dauerhaften militärischen Nutzung zugeführt wird.

Nur wenige Tage keimte die Hoffnung, dass die entwidmeten Bereiche und eingezäunten Flächen, wie Vorfeld, Rollfeld und Startbahn, nicht in das Monitoring für die Wiederverwendung zur militärischen Verwendung miteinbezogen werden.

Nun besteht die Klarheit, dass über einen undefinierten Zeitraum, solange die Verwendungsprüfung dauert, keine weiteren Flächen mehr abgegeben werden. Hier wird die Verteidigungsfähigkeit des Großraums München eine gewisse Rolle spielen.

Chancen und Möglichkeiten nutzen

In diesen Tagen kommt mir oft ein Satz in den Sinn, der nach dem Fall der Mauer oft zitiert wurde: In der Weltgeschichte öffnet sich manchmal nur für eine kurze Zeit ein Zeitfenster, das Chancen für positive Veränderungen in sich trägt.

Der Fall der Mauer und der Zusammenbruch der Sowjetunion haben uns in Europa bis hier nach Maisach viele Chancen und positive Veränderungen geschenkt. In Maisach führte es zur Aufgabe des militärischen Flugbetriebs, dem Wegfall von Sicherheitsbereichen und den Lärmschutzzonen.

Die Gemeinde Maisach hat damals aufkommende Chancen unverzüglich genutzt, um schnellstmöglich Tatsachen zu schaffen, damit die Entscheidungen auf Bundesebene nur noch schwer umgekehrt werden konnten. Aus heutiger Sicht ist es uns mit dem Bau der Süd-Umfahrung gelungen, ein Heranrücken einer neuen militärischen Nutzung an den südlichen Wohn- und Lebensbereich etwas abzufedern.

Die Älteren unter Ihnen, die schon vor 2000 in Maisach und Gernlinden lebten, kennen noch die Bauverbots- und Lärmschutzzonen, die sich bis nach Malching ausgedehnt hatten.

Lebensqualität erhalten

Trotz nicht unerheblichen Herausforderungen wurden die Planungen zur Schaffung von Gewerbeflächen, Sportflächen und Wohnbauflächen vorangetrieben. Ich denke dabei an das Gewerbegebiet August-Rasch-Straße, aber auch an Projekte, die bei weniger Herausforderungen schon umgesetzt sein könnten.

Nun hat sich das Zeitfenster für Entwicklungen auf dem Militärgelände, Vorfeld und Rollfeld erstmal geschlossen. Genau dieser Umstand und die Zeit bis zur Festigung neuer militärischer Nutzungsüberlegungen müssen wir jetzt intensiv nutzen, um auf den verbleibenden Planungsflächen so viele Tatsachen wie möglich zu schaffen. Hierbei geht es nicht nur darum, Neues zu generieren, sondern auch um die Lebensqualität, den südlichen Immobilienbestand, zu erhalten.

Für die Gemeinde Maisach bedeutet diese Veränderung leider auch den Verlust von Entwicklungspotenzialen, die zur wirtschaftlichen Weiterentwicklung beigetragen hätten. Daher gilt es nun, einige Ziele neu auszurichten, ̵  besonders durch die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage nicht in Schockstarre zu verfallen.

Unsere finanziellen Spielräume werden sich mit den Einschränkungen der Entwicklungsräume auch noch einmal verringern. Bereits in Aussicht gestellte Entwicklungen und Projekte müssen nicht nur priorisiert, sondern zeitlich verschoben werden.

Im Vorfeld der Haushaltsberatungen 2026 hat ein intensiver Austausch der Kämmerin mit allen Bürgermeistern und den Fraktionsvorsitzenden stattgefunden. Wenige Tage später fand eine Sachstandsklausur statt, bei der alle Amtsbereiche den Gemeinderäten die Sachstände aller Projekte, Planungen und Arbeitsvorgänge näherbrachten. Ziel war es, ein ganzheitlicheres Verständnis für die Herausforderungen der Gemeinde zu vermitteln.

Ehrlichkeit und Wertschätzung

Es gilt in Ehrlichkeit und Wertschätzung Ihnen allen gegenüber, unseren Bürgerinnen und Bürgern, aber auch den Gemeinderäten, im Bewusstsein unserer Handlungsverantwortung einen klaren Kurs vorzuschlagen. In meinen Augen müssen wir mit großem Verantwortungsbewusstsein und getragenem Verständnis, das über Jahrzehnte aufgebaute hohe Niveau in der Gemeinde etwas unter der derzeitigen Messlatte stabilisieren.

Ob es mir gelingt, dafür ausreichend Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Gemeinderat zu finden, hängt nicht unwesentlich von dem Verständnis in der Bevölkerung ab.

Ich bin überzeugt, dass unser gesamter Gemeinderat sich der Aufgabe und der Verantwortung bewusst ist. Gerade weil wir in weitere Sanierungen und Ersatzbauten investieren müssen, brauchen wir eine gewisse wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die wir derzeit durch die allgemeinen Steuereinnahmen sowohl in der Höhe als auch in der Stabilität nicht mehr bekommen. Trotz dieser sehr herausfordernden Lage bin ich überzeugt, dass wir das gut hinbekommen.

Persönlich bin ich jeden Tag dankbar, dass wir in einem sicheren, stabilen Land mit guter medizinischer Versorgung leben. Ich bin dankbar, dass Generationen ein Sozialsystem aufgebaut haben, das zwar nicht perfekt ist, aber zu den besten in der Welt gehört. Besonders dankbar bin ich, dass wir in Frieden und Freiheit leben dürfen, und das sollte uns trotz aller Veränderungen stets bewusst sein.

Genießen Sie den Monat Oktober, unser Oktoberfest und die bayerische Lebensart: Leben und leben lassen.

 

Mit den besten Grüßen aus dem Rathaus
Hans Seidl, 1. Bürgermeister

 

Kontakt:

E-Mail: vorzimmer@maisach.de